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Neuigkeiten

Pflegekonferenz Rhön-Grabfeld wurde ins Leben gerufen

So viel geballte Kompetenz in Sachen Pflege saß wohl noch nie auf einen Fleck im großen Sitzungssaal des Landratsamtes Rhön-Grabfeld. Der Grund war ein Besonderer: Bei der konstituierenden Sitzung wurde die „Pflegekonferenz Rhön-Grabfeld“ ins Leben gerufen. Geleitet von Sabine Wenzel-Geier, Leiterin des Pflegestützpunktes Rhön-Grabfeld und darüber hinaus zuständig für das Thema Pflege im Landratsamt. Was man zu dem neuen Gremium wissen muss: 

Was hat es mit einer Pflegekonferenz auf sich?

Hintergrund sind die gesetzlichen Rahmenbedingungen. Das Pflegeversicherungsrecht sieht die pflegerische Versorgung der Bevölkerung als gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Daher können Landkreise und kreisfreie Städte Pflegekonferenzen als regionale Ausschüsse einrichten, insbesondere zur Beratung über Fragen zur Pflegeversicherung. Pflegekonferenzen können als regionaler Ausschuss des sektorenübergreifenden Landespflegeausschusses zur Beratung über Fragen der vor Ort notwendigen Pflege- und Unterstützungsstrukturen eingerichtet werden.

Wer ist bei der Pflegekonferenz Rhön-Grabfeld mit dabei? 

Das „Expertengremium“, wie es Landrat Thomas Habermann bei der ersten Sitzung bezeichnete, setzt sich aus Vertretern verschiedener Bereiche der Pflege in Rhön-Grabfeld auseinander. Konkret waren es zum Start über 50 Vertreter Ambulanter Dienste und Tagespflegen, vollstationärer Pflegeeinrichtungen, des Rhön-Klinikum Campus, Vertreter aus dem Bereich Hospiz- und Palliativversorgung, der im Landkreis tätigen Wohlfahrtsverbände, Vertreter der Pflegekasse und des Bezirks Unterfranken sowie der Regierung Unterfranken. Hinzu kommen Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Beratungs- und Vernetzungsstellen, der Allianzen und des Quartiersmanagements, sowie Vertreter des Kreistages und des Landratsamtes.

Was sind Ziele und Aufgaben der Pflegekonferenz?

Sie dient als Impuls- und Ideengeber für die Grundsätze „Prävention und Rehabilitation vor Pflege“ und „ambulant vor stationär“. Das Ziel: Zur vertieften Abstimmung der pflegerischen Infrastruktur und der Versorgung beitragen. So soll eine leistungsfähige, vielfältige, wirtschaftliche und räumlich gegliederte pflegerische Versorgung im Landkreis Rhön-Grabfeld sichergestellt werden. In der Pflegekonferenz erfolgt regelmäßig eine Bekanntgabe und Diskussion der Ergebnisse der jeweils aktuellen Pflegebedarfszahlen des Landkreises. Es erfolgt so eine Koordinierung an die Schnittstellen des Gesundheits-, Pflege- und Sozialbereicht zum Ausbau der Zusammenarbeit aller Beteiligten. Immer an erster Stelle steht das Wohl der pflegebedürftigen Menschen im Landkreis Rhön-Grabfeld.

Die Pflegekonferenz dient zudem dem Informationsaustausch, der nachhaltigen Vernetzung der Beteiligten und sie kann im Rahmen der politischen Mitbestimmung Empfehlungen erarbeiten. Der Aufbau einer solchen Zusammenkunft führt zu einer verpflichtenden Teilnahme der Pflegekasse.

Was sind mögliche Themen einer Pflegekonferenz?

Bei der Pflegekonferenz geht es um Beratung und Klärung der vor Ort notwendigen Pflege- und Unterstützungsstrukturen. Es dreht sich insbesondere um Fragen zu pflegerischen Versorgungseinrichtungen, Pflegepersonal und Pflegeausbildung, Fehl-, Über- und Unterversorgung, Koordination und Kooperation, Weiterentwicklung von (bestehenden) Angeboten, Schaffung von altersgerechten Quartieren insbesondere unter Einbeziehung neuer Wohn- und Pflegeformen, sorgende Gemeinschaften, Ehrenamt und zivilgesellschaftliches Engagement.

Wie stellt sich die pflegerische Versorgung im Landkreis aktuell dar?

Rund 4900 Pflegebedürftige gibt es momentan im Landkreis Rhön-Grabfeld, rechnet Sabine Wenzel-Geier vor. Über 60 Prozent werden momentan durch Angehörige in den eigenen vier Wänden versorgt, etwa 20 Prozent zuhause durch ambulante Dienste, der Rest vollstationär in einem Alten- bzw. Pflegeheim. Die Prognose sieht vor, dass es bis zum Jahr 2050 rund 6500 Pflegebedürftige sein werden.

Was sind die Kernprobleme der pflegerischen Versorgung? 

Der vielfältige Bestand und die Angebote im Bereich der pflegerischen Versorgung im Landkreis wie vollstationäre, teilstationäre und ambulante Leistungserbringer, Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen, Vorträge etc. wurden vorgestellt. Die Teilnehmer hatten die Möglichkeit, ihre Ideen für weitere Bedarfe und Versorgungsengpässe in der Region einzubringen. 
Es gibt Versorgungsengpässe in der Pflege, vor allem im Bereich der Pflegekräfte. In den stationären Pflegeeinrichtungen stehen die Betten leer, denn es fehlt an Menschen, die die Pflege übernehmen, auch die ambulanten Dienste kommen an ihre Grenzen. 

„Wir brauchen diejenigen, die vor Ort Hand anlegen und die Versorgung der teils schwerstpflegebedürftigen Menschen in unserem Landkreis übernehmen.“, so Bruno Kleinhenz, Pflegedienstleiter der Caritas-Sozialstation St. Laurentius aus Bad Neustadt 

Weitere Probleme sind die Tariflohnbindung, der Wegfall des Pflegerettungsschirms, Kostensteigerungen mit fehlender Refinanzierung oder das Wegbrechen des familiären Pflegepotenzials.
„Sie sind gesellschaftlich sehr wertgeschätzt“, bedankte sich Landrat Thomas Habermann bei den Anwesenden und bat darum, seinen Dank auch an die vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu überbringen.

Das Fazit der ersten Pflegekonferenz und wie geht es nun weiter?

Um im Sinne der Pflegebedürftigen im Landkreis gute Lösungen zu finden, soll es nun konkret werden. Zum einen wird es ein Treffen im kleineren Kreis mit den Pflegekassen und den Einrichtungsleitungen geben, um ganz aktuelle Probleme und Fragestellungen im direkten Dialog im Sinne des Pflegebedürftigen zu klären.

In den gegründeten Arbeitsgruppen zum Thema Demenz, pflegende Angehörige, Pflegepersonal, pflegerische Versorgung und Pflegeüberleitung sollen die Themen zielgerichtet bearbeitet werden. So soll eine flexiblere Organisation der Zusammenarbeit möglich sein. Die (Teil-)Ergebnisse werden dann jeweils in der jährlich stattfinden örtlichen Pflegekonferenz eingebracht. 
„Pflege findet vor Ort statt und sollte vor Ort gemeinsam mit den Akteuren gestaltet werden“, so Sabine Wenzel-Geier, zum Abschluss der Pflegekonferenz.

Bildunterschrift: Geballtes Expertenwissen in Sachen Pflege in Rhön-Grabfeld versammelte sich jüngst bei der ersten Sitzung der neuen Pflegekonferenz Rhön-Grabfeld im Landratsamt.

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