Es ist eine Zahl und ein Großbuchstabe, die Kombination daraus kennt inzwischen fast jeder und jede, vor allem vom eigenen Smartphone: „5G“. Gemeint ist die fünfte Mobilfunkgeneration. Für Verbraucherinnen und Verbraucher bedeutet die Technik ein deutlich schnelleres mobiles Netz und eine wachsende Zahl vernetzter Geräte im alltäglichen Umfeld.
Im Landkreis Rhön-Grabfeld spielte diese Technologie in den vergangenen Jahren ebenfalls eine große Rolle. Und zwar in Form des Umsetzungsprojektes „5G-INNOPLATT-NES“, welches jüngst seinen erfolgreichen Abschluss feierte.
Erfolgreicher Bewerbungs- und Antragsprozess
Nach einem zweistufigen Bewerbungs- und Antragsprozess sind am 18.11.2021 im Rahmen einer Online-Veranstaltung des BMVI (damals noch: Bundesministerium für Digitales und digitale Infrastruktur, heute BMDV: Bundesministerium für Digitales und Verkehr) die Förderbescheide für das Kooperationsprojekt „5G-INNOPLATT-NES“ an alle Projektbeteiligten überreich worden. Für das genannte Gemeinschaftsprojekt, welches unter Verbundführerschaft des Landkreises Rhön-Grabfeld durchgeführt wurde, wurden an diesem Tag Fördermittel in Höhe von insgesamt 3,048 Millionen Euro bewilligt.
Der Zweck dieses Projektes mit einem Volumen von insgesamt 4,75 Millionen Euro war die pilothafte Forschung an bzw. die Entwicklung von neuen Industrie-4.0-Anwendungen durch den Einsatz der 5G-Mobilfunktechnik.
Erklärtes Ziel des Gesamtprojektes aus Sichtweise des Landkreises Rhön-Grabfeld war es, dass sich die beteiligten Unternehmen durch den pilothaften Einsatz von Industrie-4.0-Anwendungen mittels 5G-Technik (3,6 GHz) einen Innovationsvorsprung verschaffen können und damit der Forschungs- und Entwicklungsstandort Bad Neustadt a. d. Saale bzw. Rhön-Grabfeld weiter gestärkt und ausgebaut wird.
Aufbau eines 5G-Netzes im Bad Neustädter Gewerbegebiet
Das Projekt sah einen industriebezogenen Aufbau des 5G-Netzes im Bad Neustädter Gewerbegebieten vor. Die Kompetenz der regionalen Unternehmen und das am TTZ für Elektromobilität angedockte Zentrum für Digitalisierung in der Metallindustrie der Hochschule Würzburg-Schweinfurt sind neben der Digitalen Arena der Firma Siemens gute Grundbedingungen für weitere, pilothafte Forschungen und Entwicklungen auf diesem Gebiet in Bad Neustadt. Die geballte Fachkompetenz soll mit dem Gemeinschaftsprojekt 5G-INNOPLATT-NES gebündelt werden um Produkte und Anwendungen für den 5G-Ausbau zu entwickeln.
Aus Sicht der Kreisentwicklung des Landkreises Rhön-Grabfeld wurde durch dieses Projekt die Forschungs- und Entwicklungsarbeit der örtlichen Unternehmen stark begünstigt. Durch die bislang nur sehr geringe Verbreitung des industriellen 5G-Mobilfunkstandards auf 3,6 GHz haben die hier ansässigen Unternehmen einen echten Standortvorteil und können sich mit Unterstützung der Fördermittel des BMDV einen Wissensvorsprung in diesem zukunftsträchtigen Anwendungsbereich verschaffen.
Das Gesamtprojekt hat sich in verschiedene Einzelprojekte gegliedert, die bei einer Abschlussveranstaltung jüngst mitsamt gesammelter Erfahrungswerte vorgestellt worden sind:
Autonome Nahbereichs-Logistik (Hans Geis GmbH + Co. KG/Götting KG)
5G-Teleoparation-System für die Entwicklung von autonomer Nahbereichs-Logistik:
Entwicklung eines sicheren 5G-basierten Teleoperation-Systems für Warentransport im Nahbereich zur Entwicklung und Erprobung von autonomen Logistiksystemen sowie zur Optimierung von Logistik-Prozessen.
5G-System zur autonomen Beladung von Aufliegern
Kooperierend mit dem Arbeitspaket „5G-Teleoperation-System“ ist die Zielsetzung dieses Arbeitspaketes die prototypische Entwicklung eines 5G basierten Systems, welches die Beladung des LKWs mittels eines fahrerlosen Transportsystems vollautomatisiert durchführt. Dieser Use-Case erfordert eine hochverfügbare, drahtlose Datenverbindung mit kurzen Latenzzeiten des Fahrerlosen Transportsystems (FTS) mit den Steuerungssystemen und relevanten IT-Verfahren des Werkes.
Wartung/Fehlerlokation (PIA Automation Bad Neustadt GmbH/Preh GmbH)
5G Realtime Edge Analytics for IAS und EOL Tester
Prototypische Entwicklung einer 5G basierten Edge Analytics Plattform zur Überwachung von Industriemaschinen. Die Entwicklung der Realtime-Edge-Analytics-Plattform fand bei der Firma PIA Automation statt. Im Projekt wurde die entwickelte Plattform bei der Firma Preh getestet: Dort sind EOL Tester und IAS Systeme in einer Montagehalle im produktiven Einsatz.
5G-Wirbelstromprüfsystem zur Produktionsüberwachung (FGB Steinbach GmbH & Co. KG)
Entwicklung eines 5G gestützten Wirbelstromprüfsystems zur Produktionsüberwachung. Durch die 5G-Technologie ist eine ortsunabhängige Arbeit des Prüfers möglich.
Bildunterschrift: So sieht das Wirbelstromprüfgerät der Firma FGB Steinbach aus.
Produktionsüberwachung (Preh GmbH)
5G Realtime remote access for OEE monitoring
Entwicklung einer 5G basierten drahtlosen Übertragung von hohen Datenströmen im industriellen Produktionsumfeld für Fernzugriff. Erprobung durch prototypische Integration von Smart Glasses, Intralogistik und mobilen Kamerasystemen mit Echtzeitanalyse.
Kontaktloser Bodyscanner (Ullmer GmbH & Co. KG)
5G-Contact-Free-Body-Measuring for high-quality clothes sevice
Die Zielsetzung dieses Teilprojektes ist die Entwicklung eines von 5G unterstützten portablen Ganzkörperscanners und einer Mobilen Anwendung zur automatischen Größenempfehlung ohne Scanner. Durch diese Technologien werden die Dauer und Kosten der Aufnahme von Kleidergrößen des gesamten Personals einer Firma oder eines Klinikums deutlich reduziert.
Gerade in Zeiten wichtiger wirtschaftspolitischer Weichenstellungen zeigt sich die Notwendigkeit, schnell reagieren und im Idealfall im Vorfeld aktiv agieren zu können. Das bundesweite 5G-Projekt, an dem sich mit uns in Rhön-Grabfeld mehrere unternehmerische Akteure und die THWS beteiligt haben, trägt zur Steigerung der technischen Kompetenz und Innovationsfähigkeit bei und eröffnet gerade in den aktuellen Krisenzeiten auch Lösungsstrategien.
Bildunterschrift: Ein Abschlussbild aller am Projekt „5G-INNOPLATT-NES“ Beteiligter. (Von links) Frank Reichert (Kreisentwicklung Landkreis Rhön-Grabfeld), Martin Richmann (Telekom Deutschland GmbH), Thomas Neugebauer (Götting KG), Ralf Lammering (Hans Geis GmbH + Co. KG), Isabel Dörr (Kreisentwicklung Landkreis Rhön-Grabfeld), Sebastian Freund (PIA Automation Bad Neustadt GmbH); Martin Ziegler (ullmer GmbH & Co. KG), Alberto Hottner (Preh GmbH), Frank Benkert (FGB Steinbach GmbH & Co. KG); Prof. Dr. Christan Bachmeir (Technische Hochschule Würzburg-Schweinfurt).