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Neuigkeiten

Energieforum des Energiespar-Kreises Rhön-Grabfeld traf den Nerv der Zeit

Der Energiespar-Kreis Rhön-Grabfeld, eine Arbeitsgemeinschaft des Landkreises Rhön-Grabfeld mit den lokalen Versorgern und Banken, hatte in Kooperation mit der Bayerischen Ingenieurekammer und deren Regionalbeauftragten M. Eng. Dipl.-Ing. (FH) Dieter Federlein jüngst zu einem Energieforum in die Stadthalle Bad Neustadt eingeladen. Rund 100 teilnehmende Architekten, Ingenieure, Energieberater, Kommunalvertreter mit ihren Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern sowie interessierte Bürgerinnen und Bürger verfolgten das fachlich tiefgreifende und umfangreiche Programm.

Klimawandel erfordert Maßnahmen im Bau- und Gebäudesektor

Anhand der bisherigen Klimawandel-Entwicklungen sind die Gründe für die notwendigen Maßnahmen im Bau- und Gebäudesektor erklärt worden. Nach den Grußworten des stellvertretenden Landrates Josef Demar, der zugleich Bürgermeister des Bioenergiedorfes Großbardorf ist und aus erster Hand über die Voraussetzungen für erfolgreiche Projekte zur Energiewende berichten konnte, war es Dr. Markus Hennecke, Vorstandsmitglied der Bayerischen Ingenieurekammer (BayIka), der den fachlichen Auftakt machte.

Hennecke erläuterte die umfangreichen gesetzlichen Rahmenbedingungen, welche sich über EU-, deutsche bis hin zu bayerischen Vorschriften erstrecken und welche Zielsetzungen damit verbunden sind. Was für den Laien schwer zu durchblicken ist, klärte er in professioneller Weise auf. Gleichzeitig ist dies Basiswerkzeug für jede Fachplanung.

Bildunterschrift: Ein Einblick in das erste Energieforum in der Stadthalle von Bad Neustadt.

Im späteren Verlauf konkretisierte Professor Wolfgang Sorge, ebenfalls Mitglied der BayIka, die expliziten Anforderungen aus dem Gebäudeenergiegesetz – bekannt auch als „Heizungsgesetz“ oder „Wärmepumpengesetz“, welches nach wie vor heiß diskutiert wird. Da bauliche Investitionen langfristig angelegtes Geld bedeuten, treten auch beide Referenten dafür ein, gesetzliche Rahmenbedingungen so zu setzen, dass sie den Bauwilligen und Planern eine möglichst langfristige Bestandssicherheit für ihre Ausführungen mitgeben.

Begrünung, Temperaturregelung, Vorkehrungen für Hochwasserereignisse

Da die Folgen des Klimawandels bereits heute spürbar sind und sich in Trocken- und Hitzeperioden sowie Starkregenereignisse niederschlagen, müssen diese bei der Planung von Vorhaben gerade auch im stadtplanerischen und wirtschaftlichen Sektor berücksichtigt werden. Hier ist Dipl.-Geogr. Catharina Fröhling vom Verein Deutscher Ingenieure (VDI) detailliert auf entsprechende Vorkehrungen, unter anderem im Hinblick auf Begrünungsmaßnahmen zur Temperaturregulierung, Regenwassermanagement oder Hochwassergefährdungen eingegangen. Mit einer ganzen Reihe von Initiativen und Richtlinien trägt der VDI hierzu bei, Standards zu setzen, um hier vorausschauende Lösungen zu schaffen.

Mit Professorin und Architektin Natalie Essig konnte eine Referentin gewonnen werden, die sich von Beginn an nachhaltiges und ressourcenschonendes Bauen auf die Fahnen geschrieben hatte. Sie ist unter anderem im Expertenkreis des Bundesministeriums für Wohnen vertreten. Als Mitbegründerin des Bauinstituts für ressourcenschonendes und nachhaltiges Bauen (BiRN in Bamberg, hat Essig dieses Institut als Zertifizierungsstelle für diese Bauweise etabliert.

Ihre Beispiele machten deutlich, dass der Themenkreis unter anderem von der Wiederverwendung von Baumaterialien, deren fairer Gewinnung, dem Flächenverbrauch pro Bewohner bis hin zum Heizenergiebedarf reicht. Damit können zwar höhere Investitionskosten einhergehen, diese aber wieder durch niedrigere Unterhaltskosten und einem höheren Wiederverkaufswert wettgemacht werden.

Auf besonderes Interesse der Kommunalvertreter ist der Vortrag von Thomas Vogel gestoßen, der sich mit seiner Firma Zeitgeist engineering den gesetzlich neu aufgelegten kommunalen Wärmeplanungen widmet. Zielsetzung muss aus seiner Sicht sein, nicht die Wärmeversorgung isoliert zu betrachten, sondern über die Sektorkopplung auch die Bereiche der Stromversorgung und Mobilität einzuschließen. In der Projektabwicklung wird ausgehend von der Bestandsanalyse der Weg hin zu einer Klimaneutralität im Jahr 2040 (bisheriger bayerischer Zeitkorridor) aufgezeigt. Am Ende steht in der Regel ein Ergebnis, welches einerseits eine kommunale Wärmeversorgung über Nahwärmenetze, soweit sich diese wirtschaftlich darstellen lässt, und andererseits die Eigenversorgung über PV-/Solaranwendung sowie Wärmepumpen beinhaltet.

Eine besondere Herausforderung wird zukünftig die Bedienung der Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge sein, welche hier in die Planung ebenfalls mit intelligenten Steuerungen einfließen sollte.

Plädoyer für Abwasserbeseitigung in Trennsystemen

Ein weiteres Thema der kommunalen Planung behandelte Dipl.-Ing. Heinz Joachim Rehbein. Er berichtete aus seinen Erfahrungen mit Starkregenereignissen, die durch fehlerhafte Planungen in der Abwasserbeseitigung und Regenwasserableitung zu überfluteten Untergeschossen und Garagen führen können. Mit seinem Ingenieurbüro plädiert er deshalb bereits seit mehr als 30 Jahren, die Abwasserbeseitigung konsequent in Trennsystemen auszuführen. Dabei haben Korrekturen im Bestand eine besondere Bedeutung, da diese in der Regel nur aufwändig möglich sind. Das dies gelingen kann, haben dargelegte Beispiele gezeigt.

Den Abschluss des ersten Energieforums bildete Architekt Andreas Halboth aus Münnerstadt, der als Energieberater auch Mitglied des Energiespar-Kreises Rhön-Grabfeld ist. Mit einer ganzen Reihe von Beispielen zeigte er Möglichkeiten auf, die Energieeffizienz im Gebäude zu erhöhen

Besonderes Augenmerk legte er neben dem Wohnbaubereich auch auf Lösungen in Unternehmen. Das Ziel: Praktische Lösungen unter Berücksichtigung von gesetzlichen Vorgaben. Das strukturierte Vorgehen war einer der wesentlichen Aspekte seines Vortrags. Grundlage ist eine umfassende Bestandsermittlung, eine Beurteilung möglichst aller energetischen Facetten, vor allem Heizung, Lüftung, Raumluft, Dämmung.

Der Energiespar-Kreis Rhön-Grabfeld als Veranstalter des ersten Energieforums sah sich im positiven Feedback der Teilnehmer bestätigt, mit den gewählten Themen den Nerv getroffen zu haben.

Bildunterschrift: Neben den Fachvorträgen gab es auch Illustrationen zu den einzelnen Fachthemen beim Energieforum.

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